Aktion Saubere Hände - Was ist das?
 

Die Aktion Saubere Hände existiert seit 2008. Sie ist eine deutschlandweite Kampagne, um die Patientensicherheit, durch die verbesserte Umsetzung von Händedesinfektion in Gesundheitseinrichtungen, zu steigern.

Welchen Hintergrund hat die Aktion?

Die Aktion Saubere Hände basiert auf der Kampagne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Clean Care is Safer Care. Die Verbesserung der Patientensicherheit ist hierbei unser oberstes Ziel. Die Händedesinfektion ist eine effektive Maßnahme zur Vermeidung der Übertragungen von Erregern und Entstehung von Infektionen. Daher stellt die Verbesserung der Händedesinfektion des medizinischen Personals in Gesundheitseinrichtungen eine mögliche Maßnahme zur stärkeren Patientensicherheit dar.

Alkoholisches Händedesinfektionsmittel wird in Deutschland schon deutlich länger als in anderen Industrienationen verwendet, dennoch besteht häufig eine Unsicherheit zu den wichtigen und richtigen Momenten einer Händedesinfektion. Die Kampagne unterstützt durch Fortbildung, Aufklärung und Aktionen und bietet neben der Wissensvermittlung auch Materialien für medizinisches Personal als Motivation und Erinnerung.

Es ist nicht einfach, eine gute Umsetzung von infektionsvermeidenden Maßnahmen in Einrichtungen des Gesundheitswesens einzuschätzen. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass die Qualität der Hygiene nach einem uns vertrauten Maß beurteilt wird. In der Krankenhaushygiene erhalten wir gelegentlich Anrufe von Patient:innen und Angehörigen, die uns darauf hinweisen, dass der Flur nicht ausreichend gereinigt erscheint. Auch wenn dies aus ästhetischer Sicht wenig ansprechend ist, lässt es sich nicht direkt auf die gelebte Hygiene in der Patientenversorgung übertragen.

Teilnehmende der Aktion Saubere Hände haben die Möglichkeit sich zertifizieren zu lassen und damit die Bemühungen auch nach außen zu kommunizieren. Insbesondere Krankenhäuser mit einem Silber oder Gold Zertifikat investieren viel Arbeit und Ressourcen in die Verbesserung der Händedesinfektion.

Auf unserer Seite Teilnehmende Einrichtungen finden Sie alle Einrichtungen und deren Zertifikat.

Es gibt mehrere Maßnahmen, die bei gemeinsamer Umsetzung in wissenschaftlichen Untersuchungen besonders großen Effekt hatten.

Das Bündel der Maßnahmen umfasst folgende Bestandteile:

  1. Teilnahme an einem eintägigen Einführungskurs.
  2. Verbesserung der Ausstattung der Krankenhäuser mit Händedesinfektionsmittelspendern, um eine unmittelbare Verfügbarkeit ohne zusätzliche Wege für das Personal sicherzustellen.
  3. Die Lehre und Umsetzung des WHO-​Modells: Die 5 Indikationen der Händedesinfektion als ein didaktisches Instrument, um den Mitarbeitern in einem schnellen und komplexen Arbeitsalltag das sichere Erkennen der Indikationen der Händedesinfektion zu erleichtern.
  4. Die Nutzung von Messinstrumenten zur Evaluierung und Rückmeldung des Händedesinfektionsverhaltens (Bestimmung des Verbrauchs an Händedesinfektionsmittel und die Beobachtung der Mitarbeiter während der Arbeit am Patienten).
  5. Die Durchführung regelmäßiger Fortbildungen zum Thema Händedesinfektion und Infektionsvermeidung (Prävention).
  6. Platzierung von Werbematerialien und Erinnerungshilfen.
  7. Durchführung von Aktionstagen.
  8. Teilnahme am jährlichen Erfahrungsaustausch.

Die meisten Patientinnen und Patienten werden nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch regelmäßig ambulant und in Pflegeeinrichtungen betreut und versorgt. Behandlungsassoziierte Infektionen und Multiresistenz gegenüber antiinfektiven Medikamenten bei Erregern können nicht nur in Kliniken auftreten, sondern stellen alle Sektoren des Gesundheitswesens vor große Herausforderungen. Zunehmend werden auch invasive Therapie-​ und Diagnostikverfahren in den ambulanten Bereichen durchgeführt. Aus diesem Grund ist es von großer Wichtigkeit, auch diese Bereiche mit einzubeziehen.

An der Aktion Saubere Hände nehmen in Deutschland und Österreich fast 1.000 Krankenhäuser, 150 Alten- und Pflegeheime und 500 Ambulante Einrichtungen teil. (Stand Februar 2024)

Eine Untersuchung in Krankenhäusern, die seit 2007 ihren Verbrauch an Händedesinfektionsmittel bestimmen, hat gezeigt, dass sich bis 2019 der Händedesinfektionsmittelverbrauch sowohl auf Intensivstationen als auch Normalstationen verdoppelt hat.

Die Entstehung von im Gesundheitswesen erworbenen Infektionen beruht auf einer Vielzahl von Ursachen. Nur ein Teil dieser Infektionen lassen sich vermeiden. In der Regel ergeben mehrere Maßnahmen zur gleichen Zeit eine Vermeidung der Infektionen. Die Händedesinfektion ist dabei ein grundlegender Bestandteil, aber bei weitem nicht der Einzige.

Mittlerweile hat die Aktion Saubere Hände das WHO Indikationsmodell in Deutschland und ein nationales System für die Langzeiterfassung des Verbrauchs an Händedesinfektionsmittel etabliert (HAND-​KISS). Durch die Berechnung von Referenzdaten, haben die Einrichtungen die Möglichkeit, sich mit ähnlichen Einrichtungen zu vergleichen. 

Die Aktion Saubere Hände hat eine standardisierte Händehygienebeobachtungsmethode (Compliance-​Beobachtung) als Evaluierungsinstrument in Deutschland etabliert. Wir sehen den Erfolg am ehesten an der gestiegenen Zahl an Einrichtungen, die auf freiwilliger Basis, Beobachtungen in ihrer Praxis oder auf ihren Stationen durchführen. Nur durch diese Beobachtungen wird es ermöglicht, unmittelbare und gezielte Rückmeldungen in Bezug auf Verbesserungen, an die Mitarbeiter zu geben. Es ist schön zu sehen, dass durch die Auseinandersetzung mit der Händedesinfektion auch eine verbesserte Wahrnehmung von Sicherheit für die Patientinnen und Patienten entsteht.

Die Ausstattung mit Desinfektionsmittelspendern hat sich deutlich gesteigert. Die Spender werden deutlich häufiger genutzt. Dies zeigt sich auch beim Verbrauch des Händedesinfektionsmittels, der sich bei kontinuierlich teilnehmenden Krankenhäusern in den Jahren 2008 bis 2019, sowohl auf Intensivstationen als auch Normalstationen, verdoppelt hat.

Der Erfolg der Kampagne in einem individuellen Haus hängt ganz entscheidend von den getroffenen Maßnahmen vor Ort sowie von der Unterstützung durch die Geschäftsleitung ab. Eine erfolgreiche Umsetzung bindet durchaus personelle Ressourcen.

Wir benötigen neue Strategien, um zu einer weiteren Verbesserung im Krankenhaus zu kommen. Gezielte, zeitnahe Rückmeldungen der Ergebnisse und spezifische Schulungen nehmen hierbei eine zentrale Bedeutung ein. Zukünftige Routinearbeitsabläufe genau analysieren und eine Struktur schaffen, die zu weniger Indikationen der Händedesinfektion und Belastungen für einzelne Mitarbeitende führen. Darüber hinaus werden genaue Prozessbeschreibungen zielführend, um unnötige Händedesinfektionen zu vermeiden.

In den Bereichen der Langzeitpflege und der ambulanten Versorgung sehen wir noch weiteres Potential zur Verbesserung. Auch wenn Risiken für die Entstehung von Infektionen als geringer wahrgenommen werden, gelten zum Schutz der Patientinnen und Patienten ähnlich hohe Anforderungen an hygienische Standards wie in Kliniken.

Die Aktion Saubere Hände vergibt für Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken und Ambulante Einrichtungen ein Zertifikat.

Die Kriterien sind jeweils für die Einrichtungen unterschiedlich. Für ein Krankenhaus oder eine Rehaklinik vergibt die Kampagne ein Zertifikat in der Abstufung Bronze, Silber und Gold. Die Kriterien bieten einen guten Überblick über die gelebten Anstrengungen, die eine Rehaklinik oder ein Krankenhaus unternimmt, um Ihre Standards rund um die hygienische Händedesinfektion zu halten oder kontinuierlich zu verbessern.

Ambulante Einrichtungen erhalten ausschließlich ein Teilnahmezertifikat.

Erläuterungen zum Zertifikat ambulanter Einrichtungen

Erläuterungen zum Zertifikat für Krankenhäuser